Kürzungen in Krisenzeiten
Warum Thüringen am Ende draufzahlt
Erfurt 24.05.2022 |“… und plötzlich überschuldet“ lautet der diesjährige Titel der von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) initiierten bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung, die am kommenden Montag beginnt. In diesem Zusammenhang fordert die AG SBV seit jeher eine verlässliche, finanziell abgesicherte Beratungslandschaft der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen - bundesweit.
Diese Forderung ist auch in Thüringen bedeutungsvoller denn je. Plötzlich ist dieses überaus wichtige Beratungsfeld von einer Kürzung von Zuwendungen betroffen. Hervorgerufen wird sie durch die im Landeshaushalt für 2022 verankerte Globale Minderausgabe. Die Kürzung wird zu einer Einschränkung des Beratungsangebotes führen.
Und Das in Zeiten, in denen steigende Energie- und Lebensmittelpreise die Menschen verzweifeln lassen und der Beratungsbedarf ansteigen wird. Die Inflationsrate ist im Mai auf über acht Prozent angestiegen. Bereits jetzt sind in Deutschland über sechs Millionen Menschen überschuldet. In Thüringen betrifft das 150.000 Menschen über 18 Jahre. Die Coronapandemie hat die letzten zwei Jahre bei vielen Haushalten zu enormen Einkommenseinbußen geführt. Die Grenze der finanziellen Belastung ist längst für viele erreicht.
Es ist nicht zu verstehen, dass es von Seiten des Landes Thüringen nun zu diesen fühlbaren Einschnitten kommt. „Zumal wir wissen, dass nicht nur die beratenen Menschen enorm von dem Angebot der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung profitieren. Auch der gesellschaftliche Nutzen ist hoch“, betont Anja Draber, Fachberaterin der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen. Menschen, die das Angebot der Schuldnerberatung in Anspruch nehmen, wird nicht nur bei der Regulierung ihrer Schulden geholfen. Sie erfahren Unterstützung in vielen Belangen. Eine Stabilisierung im gesamten Alltag ermöglicht vielen erst wieder, sich dem Arbeitsmarkt zuzuwenden. Aber nicht nur in der Beratung werden Mittel fehlen. Präventionsprojekte, die einzelne Beratungsstellen in der Vergangenheit durchführten, werden bereits seit längerem nicht mehr finanziert. Dabei ist Prävention ein wichtiger Baustein. Über Überschuldungsrisiken aufzuklären ist wichtig, damit Menschen nicht in die Schuldenfalle geraten.
Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen fordert einmal mehr, dass das Land die Kürzungen für 2022 abgewendet und die Förderung der Verbraucherinsolvenzberatung auch in Zukunft in voller Höhe aufrechterhält.
Kontakt für Nachfragen:
LIGA-Fachberatungsstelle für Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen und Schuldenprävention im Freistaat Thüringen
Anja Draber 0361-744 38 120
Olaf Gelbhaar 0361-744 38 122