Krisenfolgen lassen Verbraucherinsolvenzen hochschnellen
LIGA Thüringen: Zukünftige Bedarfe der Beratungsstellen dürfen nicht am Rückgang nach dem Ausnahmejahr 2021 bemessen werden
Die Pandemie und die Energiekosten-Krise haben die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in Thüringen ansteigen lassen: Im Vergleich zum Vorpandemie-Jahr 2019 haben die Insolvenzgerichte laut dem Thüringer Landesamt für Statistik in 2022 5,6 Prozent mehr Entscheidungen in Verbraucherinsolvenzverfahren gefällt. Das sind insgesamt 1.651 Verfahren. Vor 2020 war diese Zahl stetig gesunken.
Im Vergleich zum Jahr 2021 sind die Zahlen, laut Statistik, aber gesunken. Dass hinter dieser Entwicklung aber kein zurückgehender Bedarf steckt, erklärt LIGA-Geschäftsführer Tino Grübel: „Ein Vergleich der rückläufigen Zahlen von Verbraucherinsolvenzverfahren des Jahres 2022 mit dem Ausnahmejahr 2021 ist unseriös. 2021 haben viele Überschuldete ihre Anträge auf Verbraucherinsolvenz und Restschuldbefreiung nachgeholt, weil die Verkürzung der Dauer des Restschuldbefreiungsverfahrens auf drei Jahre länger angekündigt war, jedoch erst Ende 2020 in Kraft trat. Eine vereinfachte Auslegung dieser neuen Zahlen darf nicht den Schluss zulassen, der Bedarf an Verbraucherinsolvenzberatung würde zurückgehen“.
Die zukünftige Netzplanung für Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen muss diesen Hintergrund zwingend berücksichtigen. Ein vermeintlicher Rückgang der Beratungsbedürftigen darf nicht zu Einsparungen hinsichtlich Personalstellen und Sachkosten für die Thüringer Beratungsstellen führen. „Der Bedarf an qualifizierter Beratung im Fall von Überschuldung und Insolvenz ist hoch – und wird durch die jüngsten Preisentwicklungen für Energie, Lebensmittel und Kraftstoffe perspektivisch noch ansteigen“, mahnt Grübel. „Eine solide und planbare finanzielle Ausstattung der Einrichtungen ist daher unabkömmlich.“